Die Videofilme haben sie mitgebracht. Stundenlange Spannung und Unterhaltung sind garantiert. Aber noch liegen sie achtlos auf dem Tisch. Statt zu feiern, arbeiten Maria, Romina, Leander, Niklas und Richard. Die fünf Jugendlichen beteiligen sich in Pirow an der 48-Stunden-Aktion der Berlin-Brandenburgischen Landjugend.
Den Aufenthaltsraum in ihrem Jugendklub wollen sie verschönern. An die Dachschräge sollen Graffiti-Bilder befestigt werden. „Wir malen nicht auf der Wand, sondern haben uns für OSB-Platten entschieden“, sagt Jugendsozialarbeiter und Clubleiter Patrick Zechel. „Wenn ein Bild nicht gelingt oder es uns nicht mehr gefällt, können wir es problemlos austauschen“, erklärt er.
Während er zusammen mit dem 14-jährigen Richard die Einkäufe auspackt und das Mittag in der kleinen Küche vorbereitet, streichen die anderen Jugendlichen die Platten weiß vor. Zwei lehnen im Hof bereits an einer Wand. Sie müssen trocknen. „Wir wollen es uns schöner machen, denn wir sind gerne hier“, sagt der 13-Jährige Niklas. Sie spielen, meistens Monopoly, grillen oder sitzen einfach nur zusammen und schwatzen. „Manchmal spielen wir Poker, aber nicht mit richtigem Geld“, verrät Romina.
Der Club hat Tradition in dem Dorf. Die ersten Generationen sind längst dem Spielalter entwachsen, stehen im Berufsleben, haben teils selbst schon Kinder. „Ich habe eine völlig neue Generation übernommen“, sagt Zechel, der seit knapp einem Jahr die Jugendarbeit im Amt Putlitz-Berge leitet.
Bis zu acht Kinder kommen in den Pirower Club, der immer freitags von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist. „Klar wird es auch mal später, aber das ist dann halt so“, gibt sich der Sozialarbeiter locker. Bei Projekten sei auch am Wochenende geöffnet. Diese Möglichkeiten gebe es in den anderen Klubs des Amtes aber nicht.
Sie haben nur einmal monatlich offen, so Patrick Zechel, Putlitz zwei Mal. Gerne würde er dieses Angebot erweitern, doch allein schafft er es nicht. „Ich suche ehrenamtliche Helfer, die die Betreuung übernehmen würden.“ Klubs gibt es in Sagast, Hülsebeck, Silmersdorf, Triglitz und Telschow-Weitgendorf. Eine Ausnahme bildet Berge. „Mit Zustimmung der Amtsverwaltung organisieren die Jugendlichen ihr Klubleben eigenverantwortlich, sie sind schon älter“, sagt Zechel.
Die letzten Platten sind gestrichen, die jungen Maler können die Pinsel aus der Hand legen. Sie liegen gut in der Zeit, wollen und müssen bis zum Abend fertig sein. „Mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Jan Redmann haben wir einen Wettpaten gefunden“, verrät Zechel den Grund. Wenn sie es in den 48 Stunden schaffen, ihren Klub zu verschönern, muss Redmann zahlen. Mit dem Geld wollen die Jugendlichen einen Kindertag im Dorf durchführen. Spiele für die Jüngsten, eine Disko am Abend für die etwas Älteren sind geplant. „Wir gewinnen die Wette“, sind sie überzeugt.
Knapp 20 Kilometer entfernt arbeitet Carsten Pusch mit seinen Kindern in Groß Pankow. Auch sie wollen ihre Räume verschönern und haben zwei große Hakenleisten vorbereitet. An diesen werden sie Leinenbilder aufhängen. Während die frisch gestrichenen Leisten trocknen, räumen die Kinder den Schulhof auf. Sie staunen selbst, was sie alles finden und wie voll ihre Mülltüten werden.